Kommentar (LWZ) zur aktuellen Lage im Kreistag:

Kommentar (LWZ) zur aktuellen Lage im Kreistag:

Das Glaubwürdigkeitsproblem falsch verstandener Freiheit


In der heutigen Zeit wird „Freiheit“ von einigen als das erstrebenswerteste Lebensmotto propagiert. Tu jeden Tag was Du willst, lass sein, was Dir nicht gut tut. Bindungen und Verpflichtungen schränken Dich ein, Kompromisse schmälern Deine Möglichkeiten, einfach nur „Du“ zu sein. – Es hat den Anschein, dass diese Sehnsucht nach dieser Form von Freiheit nun auch die Kommunalpolitik erreicht hat. Mit teilweise sehr schrägen Folgen. Worte wie „Unabhängigkeit“ wabern durch das Kreishaus, „Konsequenz“ wird bei kontroversen Meinungen genannt, um persönliche Eitelkeiten zu kaschieren. Der „Wählerwillen“ muss herhalten, wenn jemand sich aus einer politischen Verbindung löst.

Ein paar Beispiele? Heike Görder, bei der CDU in Ungnade gefallen, daraufhin ausgetreten. Jens Köhler, dem Aufbruch C, wie man hört, wohl nicht christlich genug war, ausgetreten. Henning Welslau verließ die SPD unter anderem, weil sie nicht kritisch genug mit dem Landrat umging. Und nun crasht die Fraktion Freie Wähler / Aufbruch C, weil ein Kreistagsmitglied keine Lust mehr zur Kompromissbereitschaft hat.

Rudolf Virchow sagte einst, „Die Freiheit ist nicht die Willkür, beliebig zu handeln, sondern die Fähigkeit, vernünftig zu handeln“.

Nun ist zu hören, dass die Freien Wähler als „Gruppe“ im Kreis agieren wollen, was grundsätzlich nicht mehr Rechte bringt (z.B. Anträge stellen), aber immerhin mehr Zuwendungen des Kreises. Noch bunter wird es, wenn sich bewahrheitet, dass Heike Görder (Ex-CDU), Henning Welslau (Ex-SPD) und Jens Köhler (Ex-Aufbruch C) eine Fraktion gründen wollen. Wo bitte schön ist hier die gemeinsame Basis? Der Titel der 3-er Konstellation lautet: „Unabhängige Kreistagsmitglieder“. Frei und (endlich) unabhängig! Ein bisschen zumindest. Oder? Damit alles ein bisschen leichter fällt, schüttet der Kreis dann für die neue Fraktion reichlich Geld vom Steuerzahler aus.

Sicher ist wohl nur eines: der Wähler verliert weiter den Glauben an die Politik, wendet sich mit Grausen ab und nimmt sich die Freiheit, gar nicht mehr zu wählen.

Bild: https://lwz24.de/

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